Werwolfgeheul, inneres Wachstum und „Wilde Felle“

Unsere Tertia-Jugendlichen (Jahrgangsstufe 7 und 8) hatten in diesem Jahr Schuljahr einen außergewöhnlichen Start in das Schuljahr: Mit Katrin und Lukas verbrachte die Gruppe ihre zweite Schulwoche auf dem Pfadfindergrundstück unweit der Schule. In dieser Woche wurde in erster Linie der Rahmen für das Miteinander im neuen Schuljahr erarbeitet. 

Der Rahmen für das gemeinsame Miteinander umfasst zum Beispiel Themen wie  Gerechtigkeit und Fairness in der Schule. Kommunikationskultur bei Besprechungen, hier haben sich die Jugendlichen u.a. auf nonverbale Handzeichen geeinigt, mit denen sie sich gegenseitig Signale geben, um die Redezeit zu reduzieren. Allgemeiner Tenor in der Runde zum Thema Regeln: Wir wollen uns einfach an unsere Regeln halten und keine Konsequenzen. Bis zu den Ferien wird das ausprobiert und danach ausgewertet. Gemeinschaftsfragen werden mit einem besonderen Abstimmungsverfahren gelöst: Bei welchem Lösungsvorschlag gibt es am wenigsten Wiederstände? Partizipation bei der Mitbestimmung und Delegation des Mitspracherechts (die Teilnahme an den Besprechungen ist freiwillig, gefällte Entscheidungen gelten für alle, auch für die, die nicht dabei sein wollen).

Am Donnerstag gab Athina den Jugendlichen einen Impuls zum Thema „Was ist Lernen, wann und wie lernen Menschen?“. Obwohl die Teilnahme an diesem Impuls freiwillig war, saßen doch fast alle Tertia-Jugendlichen in der Runde, hörten zu und beteiligten sich. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernen ist ein wichtiger Bestandteil für alle ab Jahrgangsstufe 7 aufwärts. Es ist eine große Herausforderung, den eigenen Lernprozess selbst zu verantworten! Sich immer wieder dieser Herausforderung zu stellen – vor allem auch im Jugendalter – bildet Kompetenzen aus, die später im beruflichen Umfeld gebraucht werden.

Mittags wurde am offenen Feuer gemeinsam gekocht. Jeder konnte sich daran beteiligen, sei es beim Holz hacken, Essen vorbereiten, Grillen, Abspülen oder Einkaufen. Beim Einkaufen beschäftigte die Jugendlichen vor allem die Fragen, warum Grillen mit Bio-Grillkäse eigentlich so viel teurer ist als Nudeln mit Tomatensauce? Und warum kaufen wir überhaupt Bio? Ungeplant beschäftigte die Gruppe an einem Tag die Frage, wie man das fertige Essen im heißen Topf bei einer Evakuierung wegen einer Fliegerbombe an die Schule bekommt…

Die restliche Zeit haben die Jugendlichen genutzt um Werwölfe, Räuber und Gendarm oder Fußball zu spielen, Bewegungslieder zu singen, einen Gartenschläfer aus der Toilette zu retten, Gruselgeschichten zu erzählen und Haselnüsse zu knacken. Außerdem haben sich im Laufe der Woche viele ein „Wildes Fell“ aus Schafswolle als wärmende Sitzunterlagen gefilzt.

Es ist immer wieder spannend zu erleben wie sich Gruppenprozesse entwickeln, sich die Kinder und Jugendlichen organisieren, Schätze innerlich reifen und dann hervor treten.

Katrin und Lukas / Antje