Profil

Die Freie Aktive Schule hat das Ziel, den Kindern einen Weg zu ermöglichen, der sie zu eigenständigen und selbstverantwortlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen heranreifen lässt. Selbständigkeit kann sich nur im Tun entwickeln, Eigenverantwortung muss erfahren werden, wenn sie keine Worthülse bleiben soll. Schule hat aus unserer Sicht die Aufgabe, diesen Prozess der Reifung ganzheitlich zu unterstützen.
Wir Erwachsenen verbinden mit dem Begriff ‚ganzheitlich‘ ein verändertes Verständnis gegenüber:

der Bedeutung der Umgebung
FAS-Raeume

Strukturgebender Pfeiler der Pädagogik ist die vorbereitete Umgebung: den Kindern steht kein leerer Klassenraum zur Verfügung, sondern eine Umgebung, die den Bedürfnissen der Kinder und der jeweiligen Alterstufe angepasst wird.

Ansprechende und anregende Montessori-Materialien sorgen für die Möglichkeit die Kulturtechniken Schreiben, Lesen, Rechnen ganzheitlich zu lernen. Materialien aus vielen unterschiedlichen Bereichen – Rollenspiele, kosmische Erziehung, Löten, Gesellschaftsspiele, Bauecke, Konstruktution und Bewegungsgeräte (Hengstenberg) ergänzen die Materialvielfalt.

Ein Großteil der Räume ist thematisch und fachspezifisch eingerichtet und wird begleitet durch Erwachsene, die in den jeweiligen Bereichen ihre Fachkompetenz einbringen. 
Das groiße Außengelände, welches für die Kinder jederzeit zugänglich ist und ihnen eine freie Bewegungsentwicklung ermöglicht, ist ein wichtiger Ort der Schule.  Wir betrachten das Außengelände als „Unterrichtsraum“, in dem viele wichtige Lernprozesse stattfinden.

dem Lernprozess der Kinder

Lernprozess

Diese Baupläne sind individuell, damit unterschiedlich und sie haben viele Facetten – die Entwicklungsverläufe eines Menschen können analog dazu nicht anders als sehr unterschiedlich sein. Sie werden unterschiedliche Ausprägungen haben, unterschiedliche Neigungen zeigen und unterschiedlichen Zeitabläufen unterliegen.

Bezogen auf die Schulrealität bedeutet dies, dass auch die Lernrhythmen in den klassischen schulischen Bereichen sehr individuell verlaufen. Sie folgen nicht zwingend einem zeitlich strukturierten Lehrplan, der von Erwachsenen konzipiert wurde – sie folgen verschlungenen Windungen des Gehirns, speisen sich aus vielen Informationen, die sich im Gehirn vernetzen.

Diese Vernetzung ist für die Außenwelt nicht beobachtbar und ihre Wirkung zeigt sich erst sehr viel später. Wir können beobachten, dass Kinder, deren Wahlfreiheit groß ist und die die Möglichkeit haben ihrem eigenen Prozess zu folgen, andere Lernerfahrungen machen, als Kinder, die einem strukturiertem und vorgegebenem Procedere unterworfen sind.

„Jeder Mensch trägt seinen Entwicklungsplan in sich. Er ist Baumeister seiner selbst“.
Ein Zitat von Maria Montessori.

Denn, wir können sagen:

Der Motor natürlichen Lernens ist Neugier
Angst vor Bewertung ist ein wirksames Gift gegen natürliche Neugier
Lernen ist lebensnotwendig.
Lernen ist ein natürlicher Anpassungs- und Gestaltungsprozess.
Lernen ist nicht von Ergebnissen und Wissensaneignung abhängig.

der Wahrnehmung der Kinder
neugierig

Wenn wir davon ausgehen, dass in allen Bereichen des menschlichen Daseins Entwicklung Lernen bedeutet und damit einen Lernzuwachs beinhaltet, stehen emotionale, intellektuelle und Bewegungsentwicklung gleichberechtigt nebeneinander.

Es sind individuelle Prozesse, die sich meist Schritt für Schritt entfalten. Diese Prozesse zu würdigen bedeutet als Erwachsener soviel Achtsamkeit walten zu lassen, dass der jeweils anstehenden Entwicklungsschritte des Kindes wahrgenommen und auch begleitet wird.  

Lernprozesse finden ununterbrochen statt. Die Formalisierung von Bildung hat über viele Jahre verdrängt, dass Lernen in Lebenszusammenhängen, als informelles Lernen bezeichnet, ebenfalls seine Berechtigung hat und in Freien Schulen auf Grund der Freiwilligkeit oftmals zu einem (manchmal spezialisierten) Wissenschatz führt, den sich die Schüler/innen sozusagen „nebenbei“ aneignen.

Gleichwohl wird dieses informelle Lernen oft nicht als Lernen wahrgenommen, weil es sich im Hintergrund oder „Untergrund“ abspielt. Der Ausspruch Maria Montessoris: „Spielen ist die Arbeit der Kinder“ bezieht sich auf diese Sichtweise, die ein umfassendes Verständnis von Lernen enthält.

Lernen ist um seiner selbst willen da – es ist ein Prozess, ein natürliches Bedürfnis des Menschen. Ein bewertungsfreier Raum bietet eine Umgebung, die die Entfaltung des vollen Potentials unterstützt.
Mit dieser ganzheitlichen Sicht auf Entwicklungsprozesse schaffen wir die Grundlage einer adäquaten Begleitung des Kindes.

der Rolle der Erwachsenen

Erwachsene, die Respekt vor dem Lernprozess der Kinder zeigen und sich in einer offenen Haltung um eine individuelle Begleitung bemühen, verändern ihre Rolle. Der „Lehrer“ tritt in Hintergrund, die Begleitung eines Prozesses tritt in den Vordergrund. Die Wissensvermittlung weicht einer, auf achtsame und genaue Wahrnehmung und persönliche Beziehung gegründeten Entwicklungsbegleitung.

Es ist eine große Herausforderung für die Erwachsenen, alte Denkmuster zu durchbrechen und davon auszugehen, dass nicht die/der Erwachsene besser weiß, was für das Kind gut ist,  sondern, dass Kinder und Jugendliche die Veranwortung für ihren Lernprozess selbst übernehmen können, wenn wir ihnen die Möglichkeit dazu geben. 

Die eigenen schulischen Erfahrungen und internalisierten Strukturen müssen erkannt und die durch sie entstandenen Mechanismen durchbrochen werden – ansonsten können wir nicht die Haltung entwickeln, die notwendig ist um die Entwicklungsprozesse junger Menschen zu begleiten. Die Schulung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit ist eine wichtige Voraussetzung; ebenso die kontinuierliche Reflexion der eigenen Handlungen und die Aufmerksamkeit gegenüber den großen und kleinen Manipulationsversuchen, die sich immer wieder unbemerkt in unser Handeln einschleichen.

Achtsames Handeln bereitet den Boden für eine gelungen Interaktion zwischen Erwachsenem und Kind /Jugendlichem. Mit dieser Unterstützung ermöglichen die Erwachsenen den Kindern die Entfaltung ihres Potentials und stehen natürlich auch zur Verfügung für die Vermittlung von Wissen.

Angebotsvielfalt als variablen Unterricht

Der Schulalltag ist strukturiert durch eine Vielzahl von Angeboten im Wochenlauf. Angebote finden statt auf Betreiben und Wunsch der Kinder oder auch auf Anregung seitens der Erwachsenen, die ihre Kompetenzen einbringen.

Klettergarten
Modell des zukünftigen Klettergerüsts – erarbeitet mit Architekt Wolfgang Zaumseil

Die Angebote finden sowohl im Schulalltag statt (Sprachen, Kulturtechniken, Kreativiwerkstatt, Holzwerkstatt, Naturwissenschaften…), als auch extern durch regelmäßig stattfindenden Ausflüge zu den verschiedensten Zielen.

Die Vielfalt der Angebote wird durch die Kompetenzen in der Elternschaft vergrößert. In klar besprochenem Rahmen können Eltern ihre Sachkompetenz im Rahmen eines Angebotes an der Schule einbringen.

In den Abschlussjahrgängen arbeiten die Jugendlichen an den Bildungsplaninhalten in Vorbereitung auf ihre Prüfungen. 

Eine weitere Strukturierung ergibt sich durch Projektwochen, Themenwochen sowie verschiedene Rituale an der Schule.
Übergänge von einer in die nächste jahrgangsgemischte Stufe („Primaria“ – „Sekundaria“ – „Tertia“)   werden durch Projektarbeiten eingeleitet.

Jugendliche ab der Sekundaria absolvieren verschiedene Praktika, die sie vielfach selbst mit Hilfe ihrer Eltern organisieren.

freie Bewegungsentwicklung

Sich nach Bedarf bewegen zu können ist gesund und erfüllt ein wichtiges natürliches Bedürfnis.

Kinder, denen ermöglicht wird diesem Grundbedürfnis zu folgen zeigen sehr deutlich, wie elementar die Bewegung mit ihrem Wohlbefinden zusammenhängt. Wir beobachten in jeder Altersstufe einen hohen Bedarf an Bewegung. Neben der Freude an der Bewegung werden auch gesundheitliche Schäden durch Bewegungsmangel weitgehend vermieden (präventiver Aspekt).

Nicht zuletzt wissen wir  aus der Hirnforschung, dass die Intelligenzentwicklung sehr eng mit der Bewegungsfreiheit verbunden ist.

Das Prinzip der Freiwilligkeit im Lernen

Das Prinzip der Freiwilligkeit ist ein elementarer Baustein der Pädagogik.

Es ist eine große Herausforderung, den eigenen Lernprozess selbst zu verantworten – sowohl für Kinder/Jugendliche als auch Erwachsene. Sich immer wieder dieser Herausforderung zu stellen – vor allem auch im Jugendalter – bildet Kompetenzen aus, die später im beruflichen Umfeld gebraucht werden.
Der Erwachsene ist ein wichtiger Ansprechpartner in der Begleitung des Lernprozesses.

Aber auch die jüngeren Kinder an der FAS sind täglich herausgefordert unter den angebotenen Wahlmöglichkeiten zu entscheiden. Darüber hinaus fällen sie tägliche Entscheidungen im sozialen Kontext: „spiele, arbeite ich heute alleine? Wo möchte ich mit wem etwas tun? Wie lange möchte ich an etwas bleiben?“

Sicherlich sind jüngern Kindern diese Prozesse nicht bewusst und sie können sie vielleicht nur bedingt artikulieren – dennoch finden sie statt und prägen ihren Alltag und bilden damit einen „Erfahrungsteppich“.

Mitbestimmung der Kinder

An der FAS gibt Grundregeln, die durch die Erwachsenen eingeführt werden und die im Normalfall nicht zur Disposition stehen. Das sind vor allem Regeln im Bereich der Sicherheit und körperlichen Unversehrtheit.

Seit wir das „Große Haus“ haben, sind an der Schule Schulversammlungen mit allen Schülern möglich. Das war der Auftakt für die Einführung von mehr Mitbestimmungsrechten der SchülerInnen.

Jugendliche und Kinder bestimmen in der Schulversammlung – zusammen mit den Erwachsenen – über viele Regeln des Alltags. Jede/r an der Schule, der dort lebt, arbeitet oder zur Schule geht, kann Anträge in die Schulversammlung geben, über die dann dort abgestimmt wird.

Ausflugskultur
Experimenta
Besuch der ‚Experimenta‘

Seit Beginn der Schule hat sich an der FAS eine Ausflugskultur entwickelt, die von den Kindern gerne angenommen wird. In 2 – 3 wöchigem Abstand finden Ausflüge in die unterschiedlichsten Themenbereiche statt:

  • Bewegung
  • Kultur
  • Wissensgebiete

Die Teilnahme an den Ausflügen ist freiwillig. Ein großer jährlicher Ausflug der gesamten Schule, zu dem die Eltern eingeladen werden, dient dem Zusammenwachsen der Schulgemeinschaft, dem gegenseitigen Kennenlernen und der Freude, die Kinder und Eltern haben, wenn sie gemeinsam etwas im Rahmen der Schule unternehmen.

Tagesstruktur
Öffnungszeiten

8:00 Uhr – 8:30 Uhr : Die Kinder in der Primaria können in einer Art Gleitzeit in dieser Zeitspanne in der Schule ankommen. Jugendliche ab der Sekundaria sind ab 8:15 Uhr an der Schule.

8:30 Uhr: Morgenkreise in der Primaria und in der Sekundaria
8:30 Uhr – ca. 8:45 Uhr am Mittwoch: Informationsversammlung im Großen Haus und im Anschluss die Schulversammlung.

Morgenkreise

Primaria:vier Morgenkreise
Sekundaria:zwei Morgenkreise
Tertia:fünf Morgenkreise

Neben der Jahrgangsaufteilung gibt es auch an bestimmten Tagen Morgenkreise für Jungen und Mädchen getrennt.

Primaria
Der weitere Vormittag ist strukturiert in 4 Angebotszeiten, die sowohl in den Morgenkreisen bekannt gegeben werden, als auch eingeläutet werden.

In den Vormittag eingebunden ist die „Apfelzeit“, in der von den Kindern buntes Obst und Gemüse für alle zurecht geschnitten und dann verteilt werden – eine Erinnerung der Kinder an Vespern und Trinken (wird über dem Tun oft vergessen).
Grundsätzlich ist das Essen und Trinken nicht an bestimmte Zeiten gebunden. Die Kinder können sich jederzeit zum Essen an vorgegebene Plätze zurückziehen.


Sekundaria
Ab der Sekundaria findet Donnerstag Nachmittagsschule bis 15:15 Uhr statt.

Tertia
Die Tertianer/innen können jederzeit  länger bleiben (bis 15:30 oder 16:00 Uhr nach Absprache mit den Begleiter/innen), um eigenverantwortlich zu lernen oder an bestimmten Angeboten teilzunehmen.